Paulus bestätigt uns: „Wo aber der Geist des HERRn ist, da ist Freiheit!“ (2. Korinther 3,17)
Liebe Freunde und Glieder der Gemeinde “Zum Heiligen Kreuz”,
Ende August staune ich immer wieder, wie schnell die Tage kürzer werden. Die Landwirte bringen die zum Teil recht magere Ernte ein. Bald folgt das Erntedankfest, das Reformationsfest und schon stehen wir vor der Adventszeit. So weit reicht dieser Gemeindebrief.
Was sind zentrale Gedanken, die uns bewegen? Wie sehr wir eingebunden sind - im Alltag, in die politischen Entwicklungen, die vor uns liegen? Wie gerne wäre ich frei, frei in meinen Entscheidungen, in meinem Handeln. Freiheit ist so ein Grundgedanke. Auch im Glauben. Da brauchen wir nur ins Alte Testament zu sehen. Anfangs hatte Israel sich als Nachkommen der Väter definiert, aber mit der Erfahrung ihrer Unterdrückung in Ägypten und ihrer Flucht trat der Begriff der Befreiung ins Zentrum des Glaubens. Gott selber bestätigte dies: “So spricht der HERR, der dich aus Ägyptenland geführt hat …” - so stellte er sich dem Volk vor, wenn er ihm durch Propheten Botschaften zukommen ließ. Und um nichts anderes geht es ja auch dem Erlöser, der gekommen ist, uns aus der Macht der Sünde zu befreien: Jesus Christus. “Befreit zur Freiheit der Kinder Gottes!”.
Aber mit Freiheit ist es auch so eine Sache, damit haben besonders Mächtige und Herrscher ihre Probleme. Das hören wir täglich in den Nachrichten aus der Nähe und der Ferne. Freiheit mögen sie nicht tolerieren, weil die Freiheit des anderen mich selber auch infrage stellt. (Grund für Kriege)
Geht es um “Freiheit”, dann immer auch um Veränderung, etwas loszuwerden, was einengt, Last abzuladen, die beschränkt oder bedroht. Was danach kommt, ist eher zweitrangig.
Meist ist so eine Veränderung nur durch eine Reformation oder gar Revolution erreichbar. Dabei entsteht aber ein Vakuum, das sich sofort mit anderem füllt, nicht selten wieder mit neuem, was belastet.
Gerade Revolutionen hatten oft Folgen, die noch schlimmer waren als das, was man überwunden glaubte. Nicht nur die französische Revolution, auch sogenannte “friedliche Revolutionen” erwiesen sich als problematisch, da die Akteure meist nicht wirklich uneigennützlig handeln.
In der Reformationszeit mussten die Wortführer erleben, wie ihre theologischen Erkenntnisse politisch aufgenommen und benutzt wurden und sich dabei Verbündete zu Gegnern wandelten. Luther machte sehr bald deutlich, dass die Freiheit von Gesetzeslast nicht beddeute, jeder könne nun machen, was er will. In seiner Schrift “Von der Freiheit eines Christenmenschen” führte er aus, dass die Freiheit den Christen keineswegs in die Beliebigkeit entlässt, willkürlich seinen Neigungen zu folgen. Sondern die neugewonnene Gewissheit, von Gottes Liebe getragen zu sein, befreie nun dazu, aus der liebevollen Beziehung zu Gott dem Mitmenschen zu begegnen, so seine Erkenntnis.
Paulus bestätigt dies: “Wo aber der Geist des HERRn ist, da ist Freiheit!” (2. Korinther 3, 17). Die Frage nach der Freiheit hat von Gott her gesehen ein Ziel im Blick: Freiheit wozu? Denken wir bei “Freiheit” vor allem ans “Wovon”, verlieren wir schnell Gottes Ziel für uns aus dem Blick. Er will, dass seine Liebe in der Welt zum Zuge kommt - sei es in der Gemeinschaft der Gemeinde wie bei den Menschen, mit denen ich zusammenlebe.
Er will keine Sklaven, sondern dass wir uns ihm und dem Nächsten zuwenden, wie er sich zuerst uns zugewendet hat - er möchte unsere Empathie, so wir er uns gegenüber barmherzig ist. Kraft und Antrieb dazu kann nur von Gott selber kommen - durch den Heiligen Geist. Er erst vergewissert mich seiner Liebe.
Kein Mensch, auch kein Kind, kann aus sich heraus jemand anderem sich liebevoll zuwenden, ohne zuvor die Liebe der Eltern erfahren zu haben. Genauso haben wir immer wieder neu Gottes Liebe nötig, die uns darin versichert, wie wertvoll wir ihm sind. Und das macht uns frei andere zu wertschätzen und ihnen in Zuwendung zu begegnen. Eine Erkenntnis, die wirklich revolutionär ist und Menschen in Bewegung setzt - damals wie heute. (Grund für Reformation)
Ihr / Euer Vakanzpfarrer Christoph Schulze